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Richtigstellung zu Falschinformation über angebliche Kafka-Akten im Bundesarchiv

18.04.2024

Öffentlichkeitsarbeit

In der aktuellen ARD-Produktion „Kafka“ werden falsche Informationen und Bilder über angebliche Bestände zum Schriftsteller Franz Kafka im Bundesarchiv verbreitet. 

In der ARD-Serie heißt es über Schriften Kafkas: „Alles, wirklich alles wurde beschlagnahmt (…). Alle Akten der Gestapo liegen heute im Bundesarchiv in Berlin. Neun Kilometer Papier. Erschlossen ist nichts davon. Sie haben richtig gehört: nichts. Eigentlich hat die Gestapo kein einziges Blatt weggeworfen. Also vermutlich sind sie da, die letzten Hefte Franz Kafkas, vielleicht ein 4. Roman?"

Diese Darstellung ist falsch. 

Richtig ist vielmehr: Im Bundesarchiv liegen nicht alle Akten der Gestapo, sondern die Akten der zentralen Dienststelle Reichssicherheitshauptamt (RSHA). Die Akten der regionalen Gestapo-Dienststellen befindet sich in den Landes- und Kommunalarchiven. Ein weiterer, nicht unerheblicher, Teil an RSHA/Gestapoüberlieferung liegt in Moskau, im „Sonderarchiv“ und im ehemaligen KPdSU-Parteiarchiv. An welchen Orten sich weitere Gestapo-Akten im Ausland befinden, ist nicht abschließend bekannt. Dazu kommt: Die Gestapo selbst hatte gegen Kriegsende wie die meisten NS-Dienststellen Akten vernichtet. Auf andere sind Bomben gefallen.

Die Kafka-Manuskripte sollen von der Gestapo Berlin, also nicht vom RSHA (der Zentrale), beschlagnahmt worden sein. Diese Unterlagen wären demnach im Landesarchiv Berlin zu suchen. Auch Unterlagen der Gestapo Berlin, die in der Sammlung „NS-Archiv“ des DDR-Ministeriums für Staatsicherheit überliefert worden sind, hat das Bundesarchiv bis 2006 an das Landesarchiv Berlin abgegeben.

Auch die in der ARD-Produktion genannte Angabe „9 Kilometer“ wird nicht richtig zugeordnet, sie bezieht sich auf das NS-Archiv als Ganzes, nicht allein auf Gestapo- und RSHA-Akten. Zudem werden in der Serie in der entsprechenden Szene zusammen mit der Beschreibung „Bundesarchiv in Berlin“ Gänge in Archivräumen gezeigt. Dabei handelt es sich nicht um Bilder aus dem Bundesarchiv.

Ebenfalls falsch ist, dass die beim Bundesarchiv liegenden Akten des RSHA nicht erschlossen seien. Über die Rechercheplattform Invenio und die Sonderdatenbank „NS-Archiv“ sind die vollständigen Erschließungsdaten des Bundesarchivs recherchierbar – inklusive Verbleibsnachweisen für die vom Bundesarchiv abgegebenen Akten. Zum Bestand R 58 (RSHA) gibt es in Invenio eine sehr detaillierte Bestandsbeschreibung, die auch ausführlich auf die Überlieferungsgeschichte des Archivguts eingeht.